Klein sein als Gebet
Ein Schüler kommt zum Meister und beklagt sich: „Meister, ich bin ganz verwirrt. Wie soll ich mein Ego klein wie ein Kind halten, ich bin doch erwachsen…“
Der Meister schmunzelt und geht mit dem Schüler in die Küche, nimmt dort einen Tonbecher in die Hand, wäscht ihn sorgfältig aus und trocknet anschließend mit einem Tuch ab. Dann fragt er den Schüler: „Was siehst du in diesem Becher?“
Der überraschte Schüler antwortet: „Nichts!“
„Nun,“ sagt der Meister, „nicht ganz. Es ist die Luft, die wir atmen und die uns alle umgibt, zu jeder Zeit, auch wenn wir es anders sehen. So sind wir auch mit Gottes Liebe erfüllt, ohne es zu merken. Aber jedes kleine Kind, das geboren wurde, kennt nur diese Liebe, aus der es kommt. Bis zu dem Augenblick, wo es anfängt, den eigenen Willen zu erkennen und die eigene Welt mit Gedanken zu füllen. Diese Gedanken sind wie der Essig, den wir in den Becher füllen, wenn wir unser Essen zubereiten.“ Während er sprach, füllte er den Becher mit Essig bis zum Rand und fragte dann den Schüler: „Was siehst du jetzt?“